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Osterzeit mit der kfd

„Halte mich nicht fest!“ – sagt Jesus zu Maria Magdalena. In der lateinischen Bibelübersetzung heißt es: „Noli me tangere!“ – wörtlich: Berühre mich nicht! Diese Formel hat es in der Christentumsgeschichte zu einiger Berühmtheit gebracht. Namhafte Künstler haben versucht, genau diese Szene ins Bild zu setzen: Maria Magdalena erkennt in dem Auferstandenen Jesus, doch es kommt zu keiner Berührung. Der Auferstandene entzieht sich ihr mit einem Abwehrgestus, fast schon, als wäre die Berührung ein Tabu, so wie jetzt auch in der ‚Corona-Zeit‘.
Es gibt hunderte von kunstgeschichtlichen Motiven dieser immer gleichen Momentaufnahme: Maria Magdalena im Augenblick größter Überraschung! Als ihr deutlich wird, dass dieser verklärte Auferstandene niemand anders als Jesus selbst sein muss, der kurz zuvor an dieser Stelle zu Grabe getragen wurde.

Das ist Ostern!
Da ist nicht mehr der dunkle und fremde Gott. Nein, hier ist der Gott, der Maria beim Namen ruft und damit sagt: Du bist mein!
Gott und Mensch sind nicht mehr auseinander-gestellt, sie schauen einander an, erkennen einander - in Liebe. Sie werden einander bewusst. Kann es eine größere Nähe geben?
Doch es ist eine Nähe, die nicht ganz zu fassen ist. Fassungslose Liebe, fassungslose Nähe! Maria kann Jesus nicht einmal umarmen. "Halte mich nicht fest", sagt er zu ihr.

Ostern, das heißt dann: Du kannst dich nur ergreifen lassen, du wirst ergriffen, kannst aber selbst nichts festhalten. Ergriffen werden, tief im Innern.

Ostern ist anders: "Mensch, dreh dich um, schau mich an, denn ich bin dein Gott, der dich liebt. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen - du bist mein."

Das ist Ostern. Es geschieht dort, wo Menschen diesem Gott vertrauen, der sie ruft, und es wagen, ihre ausgetretenen Pfade zu verlassen, um ihn zu suchen. Wo sie dann dem Auferstandenen begegnen und ihnen bewusst wird:
Gott ist da – da ist Ostern!
©Petra Focke