- Kirche
Perlen im Alltag suchen
„Wenn die Wellen über mir zusammenschlagen, tauche ich hinab, nach Perlen zu fischen“
– dieses Zitat habe ich auf einer Karte entdeckt, die mir eine Freundin geschickt hat.
Der Satz stammt von der Lyrikerin Mascha Kaléko.
Ja – an manchen Tagen habe ich den Eindruck, die Wellen schlagen über mich zusammen, ich gehe unter:
die alltäglichen Aufgaben,
die lastende Schwere,
die Planlosigkeit,
die Ungewissheit, wie es weiter gehen mag
- all das lässt mich untergehen und ich sehe am Ende kaum noch Licht,
vor allem nehme ich keine „Perlen“ im Getriebe des Alltags mehr wahr.
Die Versuchung ist groß sich in diesen Tagen ganz und gar mit diesem dunklen ‚Corona-Virus‘ zu identifizieren. Sich wie in einem Strudel hineinzugeben und ausschließlich die negativen Gedanken wachsen zu lassen, das Leidvolle nicht nur zu sehen und zu spüren, sondern es übermächtig werden zu lassen. Diese Corona-Viren können schon unser Immunsystem belasten, diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht.
... nach „Perlen“ suchen
Abzutauchen und nach „Perlen“ zu suchen, nach dem, was mir gut tut,
Erinnerungen wach werden zu lassen, die mir Kraft schenken,
nach Rückzugsorten zu suchen, in denen ich mich wohl fühle.
Gerade in der jetzigen Zeit sind solche Orte wichtig,
um Abstand zu bekommen,
um sich zu beruhigen,
um wieder geerdet zu sein,
um Kraft zu tanken
und Hoffnung zu schöpfen.
Die Musik, ein guter Film, ein Buch, ein Gottesdienst oder ein Spaziergang in der Natur
– auch das sind „Perlen“, die uns stärken.
Ich habe in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht,
unter all den Aufgaben nach dem zu suchen, was mir Kraft schenkt.
Ich habe neu entdeckt, was mir wichtig ist:
Freundschaften, die gerade jetzt zählen,
lange Spaziergänge, wo ich meine Gedanken laufen lassen kann,
Zeit für Stille und zum Nachdenken,
Gottesdienste, die meinen Seelentank wieder auffüllen.
Diese Perlen im Trubel des Alltags immer wieder zu suchen
– und dann mit kraftvollen Schritten weitergehen!
©Petra Focke