Die Fastenzeit ist eine Zeit um genauer hinzuhören auf die Rufzeichen unseres Körpers; eine Zeit vielleicht auch um Unverdautes und zu Unrecht kompostierte Visionen unseres Lebens wieder hervorzuholen und sie erneut auszuprobieren; eine Zeit, Leben zu vertiefen; eine Zeit zu fragen, was meinem Leben Sinn gibt. Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit tiefer zu ‚graben‘ und die „Perle im Acker“ zu suchen. (vgl. Mt 13,44-46).

„Du kannst dein Leben weder verlängern, noch verbreitern, nur vertiefen!“, diese Worte von Gorch Fock bringen es pointiert zum Ausdruck. Leben vertiefen heißt, dem Wesentlichen über dem Wichtigen Raum geben. Wesentlich ist das, was unser Leben als Menschen ausmacht, denn der Mensch ist nicht wertvoll durch das, was er leistet, sondern durch das, was er ist, sein Charakter, seine Herzensbildung, seine Ausstrahlung. Wesentlich ist, was unserem Leben Wesen gibt, was unser Leben als Menschen ausmacht: die Beziehungen zu den nächsten Angehörigen, zu Freund*innen, zu Mitmenschen, in der Gemeinde und im Beruf, die Beziehung zur Schöpfung und vor allem die Beziehung zu Gott.

„Du kannst dein Leben weder verlängern, noch verbreitern, nur vertiefen!“

Leben vertiefen heißt für die einen vielleicht ein bestimmter Sport, für die anderen ist es die Gartenarbeit, für wieder andere ist die Natur eine Quelle, um neu Kraft zu schöpfen, für die Nächste ist es die Musik und für noch wieder andere ist es ein Buch – überhaupt, eine Zeit für sich zu haben. Das gemeinsame Beten und Singen, der Glaube, insbesondere auch die Feier der Eucharistie, die Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen, das Gespräch, Begegnungen, die uns im Innern berühren, können uns helfen, das Wesentliche in unserem Leben neu zu füllen. Dazu wünsche ich uns allen, dass es uns gelingt, in unserer Lebenszeit das Wesentliche zu nutzen, denn wir können unser Leben weder verlängern, noch verbreitern, nur vertiefen.

©Petra Focke