- Kirche
Sich berühren lassen
Am Gründonnerstag erleben wir die ganze Bandbreite dramatischer Spannung, die menschliches Leben bewegt:
Gemeinschaft und Verlassenheit,
Sinnstiftung und Sinnlosigkeit,
Liebe und Verrat,
Hingabe und Preisgabe.
Zwei große Worte stehen über diesem Abend:
Hingabe und Wandlung.
Denn von nichts anderem leben wir:
von Ankunft und Abschied,
vom Morgen und Abend,
vom Werden und Vergehen,
vom Sterben und Auferstehen.
Alles fängt mit dem Abendmahlsgottesdienst an.
Liturgisch beginnt jetzt ein Tag, der erst in der Morgendämmerung der Osternacht endet.
Brot und Wein werden ‚verwandelt‘ – in Leib und Blut Christi, das ist das große Geheimnis unseres Glaubens.
WANDLUNG
Das, was wir Gott geben, kann verwandelt werden.
Verwandlung, das ist ein sanfter Prozess, der von innen nach außen wirkt.
Ich kann nur verwandelt werden, ich kann mich nicht selbst verwandeln.
Im Gegensatz dazu steht die ‚Veränderung‘ – die wirkt eher von außen nach innen, ist oft hart, manchmal sogar gewalttätig.
Wenn ich etwas an mir verändern will, dann liegt dem ein Bild zugrunde, dass etwas an mir, in mir nicht gut ist.
Bei der Veränderung steht das Machen im Vordergrund, bei der Verwandlung das Zulassen.
Glaube will weniger unsere Veränderung als vielmehr unsere Verwandlung,
das Eigentliche in mir soll werden, soll wachsen.
So, wie Gott mich geträumt hat, darf ich sein und werden –
und er tut das Eigentliche an mir, wenn ich ihn in mein Leben lasse.
Das aber ist immer nur eine Einladung, auf die ich ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ sagen kann.
©Petra Focke