- Kirche

Die Tür leise öffnen …

Zwiespältige Gefühle tauschen in mir auf, wenn ich auf den Palmsonntag schaue. Dicht beieinander sind manchmal der Jubel und die empörte Ablehnung; Jesus löst Jubel, Begeisterung, Freude aus.
Doch dieser Jubel verstummte auch schnell wieder.
Es wurde still um Jesus – totenstill, lese ich in einem Fastenbegleiter.

Der Palmsonntag ist ein Tag, an dem Jubel und Freude einerseits und Stille und Trauer andererseits ihren Platz haben. Das Ende im Anfang – der Anfang im Ende.
Beides in einem zu denken, ist ein wichtiges Bild unseres Lebens. V
on Anfang an ist es durch den Tod bedroht, und zugleich erleben wir, wie auch seine Zusammenbrüche der Beginn von etwas Neuem sein können, wie in der Natur:

Wo im Herbst etwas vergeht, wächst im Frühjahr neues Leben.

Die Tür leise öffnen …
Foto:Ursula Lauenstein

Hoffnung ins Herz lassen

Auch in unserem eigenen Leben werden viele von uns Momente und Ereignisse finden, die voll Jubel, voll Freude, voll Hoffnung und Zuversicht waren, und diese werden nicht weniger wertvoll durch die Tatsache, dass wir auch Schmerz und Trauer, Tränen und Leid erfahren.
Ich kenne diese Erfahrungen gut, erlebe sie manchmal hautnah.

Vielleicht können wir ganz bewusst die Beschwingtheit und die Freude und die Hoffnung in unser Herz einlassen, dass sie dort einen Platz hat, von dem sie nicht vertrieben werden kann. Das heißt im übertragenen Sinn, an Palmsonntag öffnet sich eine kleine Tür, eine Spaltbreit öffnet sich die Tür zu unserem Herzen, die auch durch die Erfahrung der Karwoche, des Leidens und Sterbens Jesu nicht zufällt, sondern zu gegebenem Zeitpunkt den Weg in die Erfahrung der Auferstehung anbie-tet.

Die Botschaft des heutigen Tages nimmt schon ein wenig die Freude auf Ostern vorweg, auch wenn zwischen Palmsonntag und Ostermorgen ein großer Schmerz steht.

Es ist wichtig, dass wir auch Wege finden, die Feststimmung dieser Tage nicht im Alltag untergehen zu lassen, dass wir genau hinhören, denn auch der Jubel, die Freude ist ein wichtiger Grundton unseres Lebens.

©Petra Focke